Vita - Langfassung

(Verfasst von der rumänischen Journalistin Uta Violetta Bartsch.)

 

 

Nicht Stolz auf Größe,
Sehnsucht nach dem höchsten Blatt,
schuf die Giraffe.
 

 

Waltraud Markmann Kawinski mit Schafen auf dem Linzer Berg (1949).

Mit diesem Haiku gibt die Maler-Schriftstellerin Waltraud Markmann- Kawinski ihre Schaffensweise und Lebens-Philosophie an. - Die mittlere Zeile ist auch der Titel ihres ersten Lyrikbuches. Es folgen Romane, Tagebücher, Märchen, Novellen und Erzählungenbände.

 

Dass die bekannte Künstlerin steinreich wurde, ist augenfällig: An der Straße "Zum Ziegenbusch" über dem Fachwerkstädtchen Linz am Mittel-Rhein zieht sich das Monument einer Natursteinmauer hin. Zusammengetragene Steine liegen am Hauspfad im großen Wildgarten und auch oben an den Amphibien-Teichen ihrer Schwester Gudrun Markmann (Kirchen-Musikerin). Auf den breiten Fensterbänken im Inneren des 'Haus Hegarda' sind Steine aus der Sahara zu bewundern und im Kamin versteinertes Holz.

 

Waltraud Markmann Kawinski, deren Haar, wenn sie nicht einen Zopf trägt, bis über den Po herabhängt, lacht, als sie nach ihren Weltreisen gefragt wird. "Malreisen!", verbessert sie. "Ich suche keine Abenteuer; die erlebt man dabei ganz von selbst. Es ist meine "Zigeunersucht", die mich zu fernen Horizonten zieht. So finde ich Malmotive anderer Atmosphären. Immer, in jedem Bild, jedem Fabulierten, versuche ich den Charakter, die allem innewohnende Seele einzufangen."

 

Waltraud Markmann Kawinski an der Leinwand (1949).

Erst nachdem die beiden Töchter das Hegarda verlassen hatten, die Künstlerin bereits 50 war, begann sie mit ihren monatelangen Weltreisen. Große Ölbilder entstanden vor den Motiven in Wüsten, fremden Städten, Gebirgen oder Urwäldern. Sie wurden später im Atelier vollendet.

 

Auf diesen anstrengenden Expeditionen waren viele der Bilder bereits ausgestellt in Museen und Galerien. Sie zählt einige auf: "Musee of fine Art, Katmandu/ Nepal, - Galerie Art University Maiduguri/ Nigeria, - Nevsehire Muzee, Kapadokien/ Türkei, - Kulturhaus Udaipur/ Indien, - ' Oasis', Gao/ Mali, - Kandy College/ Sri Lanka, - 'Kleine Galerie' und 'Loft Galerie' Windhuk/ Namibia'. "Oft groß mit Television", berichtet sie: "doch wie auch bei Ausstellungen in Europa, hatte ich fast nie Gelegenheit, es im Fernsehen selbst anzugucken."

 

Waltraud Markmann Kawinski erzählt, wie sie 1978 ihre Atelier-Galerie gemauert hat. Dabei war sie natürlich, wie auch bei der unteren Haushälfte, ihr eigener Architekt. Das "Haus Hegarda" ist ein Forum der Kunst. Hier finden etwa alle drei Monate Ausstellungen statt. Bilder internationaler Maler werden gezeigt. Viele der Künstler kommen aus anderen Kontinenten. Die jeweils dreitägigen Vernissage-Feiern mit Konzerten, Lichtbildvorträgen und Lesungen gelten als Geheimtipp, obwohl sie auch groß in der Presse besprochen werden.

 

Waltraud Markmann Kawinski mit ihren beiden Aredale-Terriern Addi und Alf (1970).

Waltraud Markmann Kawinski wurde am 3.August 1931 in Düsseldorf geboren. Der Vater war ein musischer Kaufmann, die Mutter Konzertsängerin. Nach dem ersten Kriegsjahr lebte die Familie neun Monate im Schwarzwald bei Freudenstadt, und von Waltrauds elftem bis fünfzehntem Lebensjahr in Hachenburg/ Westerwald (im Schloss) Unterricht durch Privatlehrer.


Mit zwölf Jahren erste Zeichnungen nach der Natur und die ersten Märchen. In Düsseldorf fielen Haus und Fabrik Bomben zum Opfer, doch die Familie überlebte den Krieg. 1946 übersiedelte sie nach Linz am Rhein.

 

Sechzehnjährig wurde Waltraud Markmann an die staatliche Kunstakademie Düsseldorf aufgenommen. Während ihrer ganzen Studienzeit war sie jüngster Student, von den Kommilitonen "Akademie-Baby" genannt. In diesen acht Semestern entstanden die ersten ihrer Holzschnitte, dazu in den Ferienmonaten und abends Satiren und Märchen.

 

Ihr Professor, Otto Pankok, war Freund und später der Pate ihrer Töchter Beatrice und Gioconda aus der siebenjährigen Ehe mit dem Naturwissenschaftler Dr. H.G. Kawinski. Auch als allein erziehende Mutter hat die Künstlerin weiter gemalt und geschrieben. Ab 1973 machte sie ein Zweitstudium an der Fachhochschule für Kunst in Köln. Ihre ersten Radierungen und Lithografien entstanden, gedruckt an den großen Pressen. Ein halbes Jahr war Markmann Kawinski Kunsterzieherin an einem Kölner Gymnasium, von allen Schülern geliebt.


Sie gab Malkurse an Volkshochschulen und in der Atelier-Galerie "Haus Hegarda". Dreißig Jahre züchtete sie ihre Dalmatiner und Podenco-Ibicenco-Pharaohunde "vom Haus Hegarda". Sie hielt viele ihrer über 100 Lichtbildvorträge an Volkshochschulen und in ihrer Galerie. Ebenso gab sie Autoren-Lesungen in verschiedenen Städten, bisweilen als Lyrikeinlagen zwischen Konzerten.

 

Waltraud Markmann Kawinski ca. 1970.

Ab 1980 lud der Hamburger Maler Amud Uwe Millies seine Kollegin zu jeweils dreimonatigen Malreisen durch Südeuropa und asiatische Länder ein. Bilder von Tempeln, Landschaften und Buddhastatuen waren der reiche Ertrag. Ihre Asienerlebnisse zeichnete die Schriftstellerin in Büchern auf, wie: "Mein Tiger und Katmandu", oder in der Novelle: "Die Heinzelmänner".

 

Mit dem Maler Thomas Hillenbrand fuhr die Künstlerin, überall malend und Tagebücher schreibend, durch viele Länder Europas. Sie machten zusammen halbjährige Orientmalreisen und fuhren im dreißigjährigen Hanomag -Klein-LKW mehrere Male durch Afrika.
"Hillenbrand ist mein Wüstenfahrer", sagt sie. "Sieben Mal haben wir die Sahara durchquert, meine große, heiße Liebe! Ich musste beim Ausschaufeln helfen, wenn wieder alle vier Räder im Sand versunken waren."

1990-91 machten die beiden Mutigen in zwei Jahren eine Expedition durch den ganzen schwarzen Kontinent. Hierbei entstanden über hundert große Ölbilder und ein 3000 Seiten starkes Tagebuch: "Sahara bis Namibwüste mit Hanomag und Staffelei".

 

Die Maler-Schriftstellerin erzählt: "An meinem sechzigsten Geburtstag, während Thomas zum fünften Mal das Getriebe reparierte, saß ich zwischen Paviankerlen die mit meinen Farbtuben spielten und malte den Kilimandscharo."

 

Waltraud umringt von neugierigen Kindern im August 2011.

Ihre Erlebnisse im südlichen Afrika, spiegeln sich wieder in dem Roman: "Ein Zwerg sieht Afrika". Erzählungen wie: "Vegetarierin auf Safari", haben Kenia zum Thema. Waltraud Markmann Kawinski hatte mehr als 300 Kunstausstellungen. Ihre Grafiken und 700 Ölbilder sind expressiv bis surreal. Es gibt Lyrisches, Beiträge zum Thema: 'Unsere zerstörte Erde', freche Bilder wie: 'Die alte Eva hütet die Erkenntnis', oder imaginäre Werke. Trotz aller Unterschiedlichkeit sind sie im Stil und ihrer starken Ausstrahlung unverwechselbare Markmann-Kawinskis. Ihre Bücher lassen das Malerauge erkennen, sind farbig-plastisch gezeichnet. Da gibt es Vorder- und Hintergründiges, das kraftvolle und das traumhafte Element. - Waltraud Markmann Kawinski sagt:


"An den meisten Tagen arbeite ich von früh bis zur Dämmerung an der Staffelei stehend, danach bis zwei Uhr nachts am Computer. Dafür wurde ich in dieses Leben hinein gestellt!" Die Fotografien ihrer Dia-Vorträge dienen Markmann Kawinski nie zu Vorlagen für Bilder. Sie malt vor den Motiven gleich mit Farbe ohne Vorzeichnung, ebenso bei ihren aussagekräftigen Menschendarstellungen. Aquarelle werden immer fertig bis zum letzten Pinselstrich, Ölbilder dagegen meist nur so weit, dass sie, im betreffenden Land oft schon ausgestellt, den Gästen und Kunstkritikern als fertig erscheinen. Doch fast jedes Ölbild erhält erst anschließend im Atelier, in Tage bis Wochen langer Arbeit seine Vollendung.

 

Die Künstlerin hat vier Enkel. Wie Töchter und Schwester, setzen sie sich ein für die Galerie. 2008 ist die 100. Hegarda-Ausstellung allen Helfern gewidmet. Waltraud Markmann Kawinski hat Freunde in der ganzen Welt, die meisten sind ebenfalls Maler oder Schriftsteller.

 

Ein Gedicht beginnt:

 

Der Inder ist mein Bruder,
der Afrikaner mein Mann,
Freund aus Japan,
wenn wir uns wieder sehen,
springst du mir um den Hals.

 

Wenn Markmann Kawinski die Äußerung hört: "So zu leben wie sie und immer produktiv sein können, das ist doch eine Gnade!", ruft sie temperamentvoll: "Kunst schaffen ist ein begnadeter Fluch!" Zum Abschluss liest sie noch ihr Haiku über das reiche Leben vor. Sie erklärt: "Haiku ist die kürzeste Gedichtform, in Japan entwickelt, ohne Reim  5 - 7 - 5  Silben, mit tieferem Sinn."

 

Ein erfüllter Tag,
Regenfall und Sonnenlicht,
ich habe gelebt.

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